Gendergerechte Onlineshops für alle


Die Knorke Redaktion hat vor Kurzem das deutsche Magento 2 Sprachpaket überarbeitet. Nachdem alle Fehler ausgemerzt waren und das Ganze per Du und Sie vorlag, wollten wir Haudeg*innen, die wir sind, noch einen Schritt weiter gehen: Und haben die circa 15.000 Zeilen genderneutralisiert. Was wir davon hatten, lest ihr hier.

Wortfindungsschwierigkeiten? Nicht bei Knorke


Klar, irgendwie macht das Gendern einen Text auch ungewohnt technisch und schwieriger lesbar, dennoch war es uns wichtig, mit unserer genderneutralen Version von Magento ein Zeichen zu setzen: Jede*r soll sich angesprochen fühlen – im echten Leben ebenso wie im E-Commerce!

Die erste Hürde: Die Textstellen überhaupt finden. Für reine Textdateien gibt es sogar hilfreiche Tools. Die konnten uns bei unserer csv-Datei leider nicht helfen und darum blieb nur suchen, suchen, suchen. Und wir sind fündig geworden, wie du an der unvollständigen Liste erkennen kannst.

Glossar (kind of)

  • Absender > Absender*in
  • Anbieter > Anbieter*in
  • Benutzer > Benutzer*in
  • Besucher > Besucher*in
  • Empfänger > Empfänger*in
  • Experte > Expert*in
  • Händler > Händler*in
  • Inhaber > Inhaber*in
  • Kunde > Kund*in
  • Nutzer > Nutzer*in
  • Spediteur > Spedition
  • Verbraucher >Verbraucher*in
  • Verkäufer > Verkäufer*in
  • ...

Der Ton macht die Musik


Nachdem wir die relevanten Wortgruppen gefunden hatten, hieß es, sich für eine der zahlreichen Möglichkeiten zu enstcheiden. Doppelnennung („der Händler und die Händlerin“) kamen für zusammengesetzte Worte wie Benutzerkonto etc. nicht in Frage. Auch ein schnödes „_“ oder „/“ sagte uns nicht zu. Wir entschieden uns für den Genderstern, da er mehr als alle anderen Varianten eben nicht nur für zwei, sondern für alle Geschlechter steht. Wenn schon, denn schon! Das haben wir auch knallhart durchgezogen, alles im Sinne der  Benutzer*innenfreundlichkeit! Wir sind eben echte Gentlewo*men. 😉

„Wer die Sternchenlösung bevorzugt, kann sich auf Folgendes berufen: Beim Wegfall der Endungen geht der Informationsgehalt nicht flöten, der Wortstamm bleibt schließlich erhalten. Vergleichen Sie mal die Wörter kollegial oder Kundschaft – da wissen wir auch, worum es geht. Und achten Sie auf das Ende von -innen, da ist das -en. Diese Pluralmarkierung ergibt mit dem Wortstamm doch auch den männlichen Plural: Kollegen und Kunden.“ – https://www.genderleicht.de/Textlabor/kunde-und-kollege-gegendert/

Kund*in, Kundschaft oder der Sprung vom Dach?


An einem Sonderfall haben wir uns beinah die Zähne ausgebissen: dem Kunden. Grammatikalisch ist es falsch, hier das Gendersternchen zu benutzen, denn macht man die Gegenprobe, bleibt eben nur der „Kund“ übrig. Der Duden und andere erkennen das nicht an und bieten hier nur Ausweichmöglichkeiten wie „Kundschaft“ oder „Kunden und Kundinnen“. Für ein Metier – den Onlinehandel – in dem sich aber alles um die Kundschaft dreht, war das nicht umsetzbar. Denn es gibt eben nicht nur den Kunden*die Kundin, sondern auch das Kundenkonto, den Kundenkommentar, Kundendienst, Kundenservice, die Kundenansicht…

Nach langen Diskussionen haben wir uns für die zwar grammatikalisch falsche, aber linguistisch und sozial progressive Schreibweise entschieden und sind unserem Sternchen treu geblieben. Wir fühlen uns dabei nicht mehr wirklich schlecht, nachdem selbst ein Leitmedium wie der Focus nicht mal zu wissen scheint, dass das falsch ist. Im Übrigen ist Kunde eigentlich gar kein wahrhaft männliches Wort, sondern grammatikalisch eher wie Gast… aber das ist jetzt auch schon egal.

Knorke in die Zukunft


Manch eine*r wird nun fragen, was das alles soll!? Wir zollen damit einfach dem Fakt Tribut, dass Sprache Realität schafft, denn Sprache ist das Medium per se. Mit dieser Arbeit wollen wir zur Inklusivität der deutschen E-Commerce-Landschaft und damit der Gesellschaft beitragen. Und wer keinen Bock darauf hat, kann sich einfach die nicht-genderneutrale Version runterladen.